Dialog mit Landrat Klaus-Peter Schellhaas zu medizinischer Versorgung

Veröffentlicht am 02.11.2020 in Ortsverein
04-Schecker

Bei der Aktion „Wo drückt der Schuh“ hat die SPD Griesheim festgestellt, dass eine gute medizinische Versorgung den Bürgerinnen und Bürgern Griesheims besonders wichtig ist. Dieses Ergebnis nahm der SPD-Vorsitzende Sebastian Schecker zum Anlass in einem pandemiebedingt digitalen Format dieses Thema aktuell mit dem zuständigen Landrat Klaus-Peter Schellhaas zu besprechen.

Die aktuelle Corona-Pandemie hat vielen Menschen wieder ins Gedächtnis gerufen, wie wichtig die Gesundheit ist für das Funktionieren aller anderen Themenfelder. Nachdem Griesheim lange Zeit sehr glimpflich durch die Pandemie kam (81 Fälle von März bis 23.10.) gab es in der letzten Woche eine starke Zunahme der Inzidenz. Medial wurde auch bereits von Fällen im Umfeld der GHS, der Griesheimer Flüchtlingsunterkunft und Einzelfällen im Bereich des Hauses Waldeck berichtet. Durch hervorragende Hygienekonzepte und jeweils mit dem Gesundheitsamt des Landkreis optimal abgestimmtem schnellen Handeln ist es der Heimleitung des Eigenbetriebs Haus Waldeck bisher gelungen, Ausbrüche wie in anderen Pflegeheimen zu vermeiden und jeden Einzelfall direkt einzudämmen. Betriebsleiter Nuccio Bertazzo und seinem Team sowie dem Gesundheitsamt des Kreises gebührt dafür unser ausdrücklicher Dank, stellt die SPD Griesheim fest. Ganz allgemein sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, durch das Einhalten der AHA-Regeln und die neuen Kontaktbeschränkungen den November über die Fallzahlen wieder signifikant zu senken und die Funktionalität des Gesundheitsamts bei der Nachverfolgung nicht zu überfordern und auch die Belegung von Intensivbetten unterhalb der kritischen Marke zu halten!

Wesentliche Elemente der medizinischen Versorgung nicht nur aber auch während der Pandemie sind das gute ineinandergreifen von ambulanter und stationärer Versorgung. Landrat Schellhaas führt aus: „Der Landkreis Darmstadt-Dieburg stellt sich der aktiven Rolle der Kommune im ambulanten Setting. Mein Ziel ist, dass Patienten und Patientinnen auch in 2030 noch eine gute medizinische Versorgung erhalten. Dabei leben wir mit den kreiseigenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bereits Strukturen, die anderenorts erst diskutiert werden und sind dadurch in der Lage auf akute Situationen in angemessener Zeit zu reagieren. Diese aktive Rolle werden wir in den kommenden Jahren weiter einnehmen und entwickeln, immer unter der Prämisse „ultima ratio“ und der Vernetzung mit den Niedergelassenen vor Ort und der ideellen wie finanziellen Unterstützung der betroffenen Kommune.“ Dabei ist die Situation der ambulanten Versorgung in Griesheim zurzeit noch gut bis ausreichend, sodass wir auf diese „ultima ratio“ des Kreises aktuell nicht zurückgreifen müssen. Ortsvereinsvorsitzender Schecker lobt den Landrat dennoch für die vorausschauende Etablierung von MVZs: „Es gibt den Bürgerinnen und Bürgern soziale Sicherheit, dass die medizinische ambulante Versorgung auch in Zukunft gewährleistet sein wird. Der Landkreis hat damit ein Rettungsschirm aufgespannt für Kommunen, in denen Engpässe in der ambulanten medizinischen Versorgung bestehen und an betroffenen Kommunen im Ostkreis auch bereits praktisch bewiesen, dass er gut und schnell handeln kann. Sollten wir zukünftig in Not sein, ist es gut zu wissen, dass auch uns in Griesheim geholfen werden wird.“

Dabei definiert Landrat Klaus-Peter Schellhaas auch eine aktive Rolle der Kommunen:

„Wir müssen uns in den kommenden Jahren aktiv mit der Frage beschäftigen, welche Rolle der Kommune bei der Frage der medizinischen Versorgung im Landkreis zukommt. Hierbei geht es nicht nur um die Frage der stationären Versorgung, sondern auch die Rolle der Kommune bei der ambulanten medizinischen Versorgung und den begonnenen und erforderlichen Wandel. Wichtig ist dabei zu berücksichtigen, dass den Menschen in der Region eine gute wohnortnahe Versorgung was wert ist. Das hat die Pandemie gezeigt.“

Der größte und auffälligste Baustein des Landkreises in der medizinischen Versorgung ist aktuell der Neubau von Bettenhaus und Hubschrauberlandeplatz der Kreiskliniken in Groß-Umstadt. Ca. 100 Millionen € werden hier insgesamt in die medizinische stationäre Versorgung des Landkreises investiert. Auch hierüber haben sich Schecker und Schellhaas ausgetauscht. Landrat Schellhaas stellt dabei die einzigartigen Leistungen des Landkreises in den letzten Jahren heraus „Der Landkreis Darmstadt-Dieburg hat die vergangenen 13 Jahre in meiner Verantwortung genutzt, um eine gute wohnortnahe Versorgung der Menschen sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich aufzubauen, weiterzuentwickeln und sicherzustellen. Die Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg stehen für eine gute Versorgungsqualität. Wir werden in den kommenden Jahren kritisch diskutieren müssen, ob die Entwicklung in eine zunehmende Ökonomisierung der Medizin der richtige Weg ist oder ob die Versorgung des Patienten unter rein medizinischen Gesichtspunkten wieder in den Vordergrund rücken muss. Auch auf kommunaler Ebene werden wir uns der Frage stellen müssen, was uns die medizinische Versorgung der Menschen wert ist, solange die Rahmenbedingungen sind wie sie sind.“

Mit diesen visionären Schlussbemerkungen wurde deutlich, dass es unserem Landrat nicht genügt, die Herausforderungen des Tagesgeschäfts Pandemie-Bewältigung gut zu meistern, sondern dass es ihm auch ein Herzensanliegen ist, hieraus zu lernen und zu analysieren welche Fehlentwicklungen in der globalen Medizin und gesamtpolitisch hierdurch aufgedeckt wurden. Für die Zeit nach Corona ist es daher beiden Genossen wichtig, dass wieder mehr der Mensch im Mittelpunkt steht und weniger das Kapital. Schecker stellt klar: „Der Wert der Gesundheit eines Menschen ist unbezahlbar. Selbst das größte erwirtschaftete Kapital nutzt einem Menschen nicht mehr, wenn er unheilbar krank ist. In der Bekämpfung der Corona-Pandemie hat der Staat gezeigt, wie wir in der Lage sind über Parteigrenzen hinweg zusammen zu arbeiten und vorher unvorstellbare Summen zur Verbesserung der medizinischen Situation und zur Abmilderung wirtschaftlicher Folgen zur Verfügung zu stellen. Daran müssen wir uns auch nach der Pandemie orientieren und es darf keinen Rückfall in neoliberale Denkmuster geben, in denen es darauf ankam, dass Kliniken wirtschaftlich arbeiten und Gewinne erzielen. Sie sind vielmehr unverzichtbarer Beitrag der Daseinsfürsorge des Staates und sollten uns auch in Zukunft jeden Cent staatliche Finanzierung für gute medizinische Qualität wert sein.“

 

Mitglied werden

SPD Bund

spd.de