Griesheim wird Fairtrade-Stadt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Veröffentlicht am 07.02.2021 in Fraktion

Neue Behandlung des Antrags in der nächsten Wahlperiode geplant

Am Donnerstag im Wirtschafts- und Finanzausschuss entschied sich eine Mehrheit der Stadtverordneten, die Anträge zum Thema Fairtrade von der Tagesordnung zu nehmen und zu einem späteren Zeitpunkt – also nach der Kommunalwahl – neu einzubringen.
Auch die SPD-Fraktion, die den ersten Antrag dazu eingebracht hatte, trug diese Verschiebung mit. „Uns ist dieses Thema zu wichtig, als dass wir es von der Kooperation zerreden lassen. Denn wenn wir auf eine Behandlung bestanden hätten, wäre vermutlich eine Ablehnung dabei herausgekommen.“ Erläutert Fraktionsvorsitzende Ingrid Zimmermann die Entscheidung.
Grundsätzlich sei die SPD-Fraktion sehr erfreut gewesen, dass die Kooperation seit der letzten Stadtverordnetenversammlung selber einen ähnlich lautenden Antrag „Griesheim handelt fair und fördert das lokale Gewerbe“ eingebracht habe, der im Prinzip die gleichen Schritte fordere wie der Antrag der SPD-Fraktion. Hier begrüße man, dass in den anderen Fraktionen wohl ein Umdenken eingesetzt habe, auch wenn dieses Umdenken nicht zu einer Unterstützung des SPD-Antrages geführt habe.

Die SPD sieht das Ziel dieser Anträge darin, zunehmend das Bewusstsein für gerechte Produktionsbedingungen (Stichwort Kinderarbeit), sowie soziale und umweltschonende Herstellungs- und Handelsstrukturen zu stärken. Im wesentlichen geht es darum, dass die Stadtverwaltung eine Vorbildfunktion wahrnimmt und sich bemüht, bei der Beschaffung von Produkten fair produzierte Waren zu bevorzugen; dass ein reger Informationsaustausch zwischen interessierten Personen, Organisationen, Vereinen, Schulen oder auch Kitas in unserer Stadt zu diesem Thema gefördert wird und dass die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt dieses Thema „Fairtrade“ immer wieder aufgreifen soll. Genau diese Punkte sind auch im Antrag der Kooperation beschrieben.
„Und wenn wir uns mit Produkten aus den Entwicklungsländern beschäftigen, werden wir ganz schnell auch den Bogen zu den einheimischen Produkten und den unterschiedlichen Herstellungsbedingungen schlagen,“ ergänzt SPD-Stadtverordnete Despina Aslanidou. „Denn wie kann es sein, dass ein Kilo Bananen, das ca. 20.000 km weit weg geerntet und hierher transportiert wird, billiger ist als ein Kilo Äpfel oder Birnen aus regionalem Anbau? Unter welchen Umweltbedingungen wird produziert? Und wie sind die Handelsstrukturen, mit denen auch unsere Landwirte geknebelt werden? All diese Themen sollten viel stärker in der Öffentlichkeit behandelt und den Verbrauchern transparent gemacht werden.“
Wenn sich Griesheim entscheidet, sich um den Titel „Fairtrade“-Stadt zu bewerben, wird erst einmal ein Startschuss gesetzt, um diesen Prozess zu beginnen. Jeder, der daran Interesse zeigt, ist herzlich eingeladen, mitzumachen, natürlich auch das örtliche Gewerbe oder der Einzelhandel. „Und wenn wir das dann noch verbinden mit einer Kampagne „Kauft lokal“ oder „Made in Griesheim“ ist das doch eine runde Sache,“ erklärt Ingrid Zimmermann. Aber zur Beteiligung werde niemand verpflichtet, alles sei eine freiwillige Entscheidung.

Umdenken ist wichtig: Auch zu Corona-Zeiten

Dennoch gibt es auch Bürger*innen, die glauben, dass jetzt in der Pandemie-Krise nicht die Zeit ist, sich um diese entwicklungspolitischen Themen zu kümmern. Der Einzelhandel und die Gastronomie habe andere Probleme und könne sich nicht auch noch mit den Produktionsbedingungen in fernen Ländern beschäftigen. Die SPD-Fraktion ist anderer Meinung: sie hält es für richtig, sich jetzt in der
Krise auch mit diesen Themen auseinanderzusetzen.  Gerade die Pandemie-Krise habe gezeigt, wie fragil unsere Lieferketten rund um den Globus sind: „Was passiert z.B., wenn Lieferungen gestoppt werden und wir keine Produktionsmöglichkeiten im eigenen Land haben? Und wir erkennen auch, wie gut es ist, noch Geschäfte vor Ort zu haben, in denen man Dinge anschauen, fühlen und probieren kann, bevor man sie kauft – und man nicht alles nur über einen online-Handel abwickeln muss.“ In der Krise sind solche Zusammenhänge stärker ins Bewußtsein gerückt als vorher und bei vielen Menschen ist ein Umdenken eingetreten. Deshalb mache es Sinn, sich jetzt und heute auch für einen fairen Handel weltweit einzusetzen.
An dieser Kampagne zur „Fairtrade-Town“ beteiligen sich allein in Hessen ca. 80 Städte, darunter auch Darmstadt, Bensheim, Seeheim-Jugenheim, Bickenbach und Groß-Umstadt. Der Vorteil, sich einer solchen Kampagne anzuschließen, liegt darin, dass jede teilnehmende Stadt verschiedene Beratungs- und Fördermöglichkeiten nutzen kann, aber auch Hilfestellungen bekommt, um eigene Aktionen zu planen und durchzuführen. „Man muss nicht jede Aktion neu erfinden, sondern kann von den guten Beispielen aus anderen Städten lernen,“ erläutert Despina Aslanidou den Vorteil der Vernetzung mit anderen Städten.
Zimmermann erklärt abschließend: „Die SPD-Fraktion wird diesen Antrag auf jeden Fall auch in der neuen Wahlperiode wieder aufgreifen, und wir hoffen, dann mit den anderen Fraktionen einen guten Weg zu finden, um dieses Thema auch in unserer Stadt voran zu bringen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

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