Politischer Stammtisch der AsF zum Thema Inklusion

Veröffentlicht am 17.05.2015 in Ortsvereine
AsF Stammtisch Inklusion

Noch ein langer Weg bis zur Inklusion

Beim ersten politischen Stammtisch der AsF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) in diesem Jahr Ende April konnten zum Thema Inklusion vier erfahrene Referentinnen gewonnen werden. Neben vielen Informationen zu rechtlichen Vorgaben und Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen wurden auch die Grenzen deutlich, die heute noch für Menschen mit Behinderung existieren.

Den Auftakt des Abends machte Ingrid Wolf. Als Oma zweier Enkelkinder mit Behinderung erzählte sie von den eher positiven Erfahrungen der Familie im Wohnumfeld und im Kindergarten. Fast alle Beteiligten sind inzwischen eindeutige Befürworter der Inklusion. Beide gehandicapten Enkelkinder besuchen einen Regelkindergarten.

 Davon profitieren nicht nur die Familie Wolf, sondern auch die anderen Kinder, denn täglich lernen sie spielerisch den Umgang mit Kindern mit Behinderung. Dadurch wird das Sozialverhalten gestärkt und ein altersgerechtes Verantwortungsgefühl entwickelt.

Als weitere Referentin konnte Frau Skubich gewonnen werden. Sie ist Lehrerin einer inklusiven Klasse an der Mornewegschule. Darüber hinaus versucht sie mit ihrer Arbeit im Gesamtpersonalrat, die Rahmenbedingungen für betroffene Erzieher und Lehrer zu verbessern. Sie verdeutlichte den Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Aufgrund geringer finanzieller Mittel werden zunächst bereit gestellte Stunden für sonderpädagogisches Betreuungspersonal immer weiter gekürzt. Damit steigen gleichzeitig die Anforderungen an das vorhandene Lehrpersonal. Eine Entlastung oder Vergütung anderer Art gibt es nicht.

Deutlich wurde dabei, dass der Weg von der Exklusion zur Inklusion noch weit ist. Nicht nur für die Lehrer, sondern auch für die Politik.

Als weitere Themen wurden die Bereiche Arbeit, Einkommen, zwischenmenschliche Beziehungen und Wohnen von Frau Gengenbach (Nieder-Ramstädter Diakonie) und Frau Möhle (Odenwaldschule) aufgegriffen. Wie schon bei dem Bericht von Frau Skubich wurden auch hier noch einmal nicht nur gesellschaftliche sondern auch bürokratische Hürden deutlich.

Da eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt für viele Menschen, die eine Behinderung haben, ausgeschlossen ist, bleibt ihnen meistens nur die Tätigkeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Diese Tätigkeit wird aber weder von der Gesellschaft noch von den Angehörigen als richtige Arbeit angesehen und es gibt hierfür auch nur eine geringe Entlohnung.

Die meisten Menschen mit Behinderung sind daher auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen und das ohnehin sehr geringe Einkommen wird darauf angerechnet. Dies gilt genauso für die nach 20 Jahren zustehende Erwerbsunfähigkeitsrente.

Im Leben behinderter Frauen werden die Themen Beziehung und Sexualität oft ausgeblendet und sie werden häufig von ihrem persönlichen Umfeld „überbehütet“. Darüber hinaus ist es aufgrund der geringen finanziellen Mittel oft schwer, eine Beziehung zu leben. Ein Weg von 20 km stellt für diese Menschen bereits eine unüberbrückbare Hürde dar. Über einen Führerschein verfügen sie nicht, für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bedarf es oft Begleitung und entsprechender finanzieller Mittel.

Weitere Hürden finden sich bei der Suche nach Wohnraum für Menschen mit Handicap. Es gibt zu wenig bezahlbaren behindertengerechten Wohnraum für Bezieher von Grundsicherung und zu wenige Vermieter, die an behinderte Menschen vermieten wollen.

Professionelle Unterstützung wird unterbezahlt. Unterstützung und Beratung für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen ist als schlecht zu bezeichnen. Ebenso der Zugang zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft und zu kulturellen Angeboten. Andere europäische Länder machen es vor, dass dies besser geht. Und dies unabhängig davon, wie viele finanzielle Mittel diese Länder zur Verfügung haben.

Im Ergebnis bleibt festzustellen, dass es noch ein weiter Weg ist, um Menschen mit Behinderung in unsere Gesellschaft zu integrieren. Ohne Engagement von Einzelnen ändert sich wenig - die Hilfe von Allen wäre nützlich.

 

 

 
 

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