Ein überaltertes Freibad reparieren ist nicht nachhaltig und wirtschaftlich

Veröffentlicht am 06.09.2020 in Fraktion

Freibad mit Rutsche

Auch Gutachter empfehlen grundsätzliche Modernisierung

Im letzten Schwimmbadausschuss wurde ein Gutachten zur Beckensanierung des Freibads vom Planungsbüro Antec aus Koblenz vorgelegt. Deren Aufgabe war es, nach einem von der Kooperation aus CDU, Bündnis90/Die Grünen, WGG und FDP beschlossenen Antrag, eine Sanierung des Freibades  zu prüfen, die den Betrieb für 15 Jahre ermöglicht. Dann nämlich soll – nach dem Willen der Kooperation – Hallenbad und Freibad an einem Ort zusammengelegt und neu erbaut werden.
Die gute Nachricht des Gutachtens zuerst: unser Freibad ist funktionsfähig, man kann es weiterhin benutzen. Die schlechte Nachricht aber lautet: es ist in allen Teilen von Technik über Becken und Gebäude hochgradig sanierungsbedürftig, überaltert, viele Teile sind abgängig (von Rutsche bis Technik), Ersatzteile nicht mehr lieferbar
„Für uns hat das Gutachten noch einmal bestätigt, dass nur eine umfassende Erneuerung und Sanierung wirtschaftlich und nachhaltig ist“, erklärt Fraktionsvorsitzende Ingrid Zimmermann. „Man muss nur das Gutachten gründlich lesen und die Empfehlungen bewerten.“ Die Gutachter fassen am Ende (wörtlich) zusammen: „Als Ergebnis der vorliegenden Machbarkeitsstudie kann zusammengefasst werden, dass eine solche, zwischen Bestandsanierung und vollständiger Erneuerung zu suchenden Lösung, vor dem Hintergrund des vorgegebenen Nutzungszeitraums von 15 Jahren, als sinnvolle und weiter zu verfolgende Option nicht gefunden werden kann.“

Für die Gutachter gibt es nur zwei Varianten: entweder im Bestand zu sanieren – das bedeutet, immer dann, wenn Reparaturen anfallen, werden sie gemacht. Hierfür wird dringend empfohlen, größere Beträge im jährlichen Budget für das Freibad einzuplanen, um die notwendigen Reparaturen dann auch zügig umsetzen zu können. Oder aber – und das wird auch von den Gutachtern empfohlen – ein grundlegendes Sanierungs- und Modernisierungskonzept zu entwickeln, wie es eigentlich schon seit 2018 durch die Planungsstudie von Möller + Meyer vorliegt.
Die Gutachter haben sich wie im Antrag der Kooperation beauftragt, auf die Sanierung im Bestand konzentriert, die eine Reparatur des Beckenumgangs und der Gebäudeteile vorsehen und kommen damit auf Kosten von ca. 1,5 Mio €.

Rutsche abgängig, Betonsanierung am Sprungturm erforderlich, nur noch 2 Startblöcke, ...

Aber ob mit diesen Investitionen überhaupt ein „mittelfristiger“ Betrieb möglich ist, wird von der SPD-Fraktion deutlich bezweifelt. „Wir werden sicherlich weiterhin regelmäßige Reparaturen an der Technik haben, denn auch die Pumpen, Rohre und Desinfektionsanlage sind in die Jahre gekommen. Beim Sprungturm muss der Beton geprüft werden, ebenso müsste die Rutsche mitsamt des Treppenaufgangs erneuert werden.“ erläutert Sebastian Schecker, Vorsitzender des Schwimmbadausschusses. „Wir gehen auf jeden Fall das Risiko ein, dass bei einem plötzlich auftretenden technischen Defekt, entweder Teile oder das komplette Bad geschlossen werden muss, weil sich die Reparatur doch nicht mehr lohnt. Was ist, wenn z.B. nach 5 – 10 Jahren doch festgestellt wird, dass das Becken nicht mehr dicht ist und komplett erneuert werden muss? Dann wären mit einem Schlag Kosten in Höhe von ca. 3 Mio.€ fällig.“
Außerdem hat sich bei der Untersuchung des Freibades gezeigt, dass das Schwimmerbecken keine ausreichende Tiefe aufweist. Daher sind bereits 6 der 8 Startblöcke abgebaut worden. Die SPD-Fraktion fragt sich, ob man dazu eigentlich einmal mit den Schwimmvereinen gesprochen hat? Ist dann in diesem Becken überhaupt noch Trainingsbetrieb möglich?
In der Diskussion im Ausschuss ging es vorrangig um den Klimaschutz, den die Grünen im Freibad realisiert sehen möchten. „Aber lohnt es sich, eine moderne Solaranlage auf ein marodes Dach zu setzen?“, fragt Sebastian Schecker. „Dazu muss jetzt die Statik untersucht, Fundamente verstärkt und das Dach saniert werden. Wir sagen, hier wird der 2. Schritt vor dem ersten getan, nur um einen „grünen“ Anstrich gerecht zu werden. Nachhaltig wäre eine solche Investition nur, wenn man das komplette Gebäude neu aufbaut und dann eine solarthermische Anlage in Kombination mit einer Gastherme einsetzt. Dies wurde im übrigen so auch vom Gutachter empfohlen.“

Lob für die städtischen Mitarbeiter, dass immer noch ein ordnungsgemäßer Betrieb des Freibades möglich ist

Für die SPD-Fraktion macht eine Bestandssanierung wirtschaftlich keinen Sinn und erst Recht nicht vor dem Hintergrund des großen Risikos, dass irgendwann die Reparaturen so groß sind, dass sie nicht mehr lohnen und das Bad geschlossen werden muss. „Es ist eigentlich erstaunlich und lobenswert, dass die Mitarbeiter des Schwimmbades immer noch einen ordnungsgemäßen Betrieb ermöglichen können“ erläutert Sebastian Schecker, Vorsitzender des Schwimmbadausschusses. „Denn jedes Jahr sind zahlreiche Reparaturen nötig, um das Bad am Laufen zu halten.“ Er erinnert daran, dass unser Freibad – erbaut 1957 - das letzte Mal vor 35 Jahren saniert worden ist, sollte es jetzt aber noch weitere 15 Jahre halten, hätte es dann mehr als 50 Jahre mit reinem Reparaturbetrieb überstanden!
Und was ist in 15 Jahren? Die Kooperation möchte dann Hallenbad und Freibad zusammenlegen, weiß nur nicht wo und wie und ob sie das dann bezahlen kann. Was wird wohl ein solch großes Projekt kosten? Heute vielleicht 14 – 20 Mio.€, in 15 Jahren vermutlich eher 30 Mio. €. Und das Hallenbad reissen wir dann ab, auch wenn es nach 20 Jahren vielleicht noch voll funktionstüchtig ist?
Viele Widersprüche, die aber in der momentanen Diskussion keine Rolle spielen. Und ja, eine grundhafte Sanierung und Modernisierung des kompletten Freibades wäre teuer, aber hierfür gibt es vom Land durch das Swim-Programm Zuschüsse, die eine Kommune beantragen kann. Diese Zuschüsse sind aber nur für Modernisierungen von Bädern möglich, die einen dauerhaften Betrieb von 25 Jahren sicher stellen.

Die SPD-Fraktion setzt sich dafür ein, unser Freibad als ein attraktives Freizeit- und Sportbad zu erhalten und dies kann nur mit einem umfassenden Sanierungs- und Modernisierungskonzept gelingen. „Alle anderen Überlegungen sind Flickschusterei und für die Zukunft unseres Freibades nicht nachhaltig.“, erklärt Ingrid Zimmermann.

 

 

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